Traumhafter Abschluss: Chillen in Goa
Nachdem wir alle glücklich wieder in der Heimat gelandet sind, die letzten Zuckungen des Magen-Darm- Virus (hoffentlich) nun auch bei allen abgeklungen sind und uns hier die Corona- Krise nunmehr mit voller Wucht erwischt hat (bei etwas späterem Antritt der Reise hätten wir wahrscheinlich 2 Wochen inkl. Quarantäne in Indien verbringen können), komme ich ja nicht umhin, auch noch die letzten Tage unseres Indientrips kurz zu schildern.
Am Dienstag, den 25.02.20, brachen wir morgens in Pune mit unserem bewährten, stets unfallfrei fahrenden Busfahrer auf zum Flughafen. Es folgte ein kurzer einstündiger Flug mit Spicejet nach Goa, der ehemaligen portugiesischen Kolonie an der Westküste Indiens und in den Siebzigern Hippieparadies. Vom dortigen Flughafen ging es dann mit Taxen in etwa zweistündiger Fahrt zu unserem „Yab Yum Resort“, direkt am Ashvem Beach nahe Mandrem in Nordgoa. Die Verteilung auf die Taxen war dabei eine Art Lotterie. Die einen hatten Klimaanlage im Auto und kamen entspannt an, die anderen zwängten sich teilweise zu fünft oder sechst in ein Taxi ohne echte Klimaanlage. Shit happens!
Das Resort war eine Art Palmendschungelparadies, im Wesentlichen mit Kokosnusshäuschen für zwei oder drei Personen, die Betten alle mit großen Moskitonetzen ausgestattet, direkt am Strand gelegen mit kleiner Bar nebst Restaurant. Sehr chillige Atmosphäre. Nach Verteilung der Zimmer ging es dann direkt an den weitläufigen Strand zum Baden. 27 Grad warmes Wasser war zwar keine richtige Abkühlung, aber alle genossen nach den anstrengenden letzten Tagen das Urlaubsfeeling am Strand und im Meer.
So ließen sich auch die nächsten drei Tage in sehr erholsamer Atmosphäre aushalten. Man machte lange Strandspaziergänge, döste auf den Liegen am Strand vor sich hin, tollte im Meer herum und spielte Haiangriffe, wehrte die sehr hartnäckigen am Strandverkäuferinnen (Manicure? Pedicure? Nice massage?) mal mehr, mal weniger erfolgreich ab oder beobachtete die Vogelwelt und unterhielt sich im Kreis der ornithologischen Experten (Sönke, Holger, Stefan) darüber, ob es nun tatsächlich der grauschwänzige Milan (oder so ähnlich) war. Abends haben wir zwei Mal in fußläufiger Entfernung in einem tollen französischen Outdoor- Restaurant mit fantastischen frischen Fischgerichten an langer Tafel gegessen. Zurück ging es am dunklen Strand des Arabischen Meers zum Resort.
Auf die Haut kam schon morgens immer eine wunderbare Mischung aus Sonnencreme und „No Bite“, das aber auch nicht alle Mückenangriffe abwehren konnte. Darüber hinaus machten einige die Bekanntschaft der ansässigen Tierwelt. Felix sah im Resort eine Schlange, ich entdeckte bei Öffnen des Klodeckels eine Kröte, die mich treuherzig ansah. Nach kurzem Ratschlag mit meinen Zimmerkollegen habe ich ihr durch Betätigen der Spültaste eine Rutschpartie zurück in die „Waterworld der Kanalisation“ gegönnt. Ann Kristin hatte leider nachts im Dunkeln eine ebenfalls kloaffine Kröte nicht gesehen, so dass sie die Kröte erstmalig durch den Sprung an ihr Gesäß bemerkte. Das ist nicht sehr angenehm, aber man ist ja auch nicht im Harz gewesen.
Um die Mittagszeit wurde es leider unerträglich heiß und schwül. Schweiß aus allen Poren. In diesen Situationen hatten mich meine alten Schulfreunde netterweise immer Martin Bangemann genannt, in Anlehnung an einen vielleicht nicht mehr allen bekannten, etwas fülligeren FDP-Politiker aus den Siebzigern und Achtzigern, der in Talkrunden sehr schnell zur Transpiration neigte. Genauso „bangemannsch“ fühlte ich mich auch.
Ein Großteil der Gruppe besuchte am Freitag dann noch einen sehr lebendigen und farbenfrohen Markt in der nächst größeren Stadt, mit allen Gewürzen, Früchten, Fischen etc., die man sich in Indien vorstellen kann. Leider war es auch dort sehr heiß…
Natürlich – wie sollte es in Goa auch anders sein – haben wir im Resort auch eine Yogaeinheit genossen. Unser irischer Yogalehrer David, Typ Sean Connery auf Esoteriktrip, war ein sehr strenger Gebieter mit einem etwas irren Lachen. Einige wie Wübbi und Elke waren schon yogaerfahren und dementsprechend beweglich; Justus und ich hingegen hatten manchmal doch unsere Schwierigkeiten bei den Gleichgewichtsübungen und landeten dann regemäßig wie ein nasser Sack und wenig geschmeidig auf der Matte. Lachen war aber nicht erlaubt; Yoga ist eine ernste Sache.
Am Samstag wurde es dann – nachdem schon ab 10.00 Uhr der Strom und das Wasser in den Hütten abgestellt wurde – Zeit, nach Hause zurückzukehren. Mit den Taxen ging es wieder zum Flughafen Goa und von dort nach Mumbai. Dort hatten wir einen fast sechsstündigen Aufenthalt. Das große Highlight war die „Live-Whatsapp-Berichterstattung“ von Holger (vermittelt durch Nele) über das Aufstiegsspiel der 1. Herren. Holger selbst war mit Susanne auf dem Weg nach Darjeeling, wo sie noch eine Woche Anschlussurlaub verbrachten. So konnten wir den Sieg der 1. Herren live verfolgen, während wir uns durch die Sicherheitsschleusen quälten. Selbst in Mumbai am Flughafen bekamen wir bei dem Video mit dem entscheidenden Siebenmeter Gänsehaut. Nachtflug dann von Mumbai nach Zürich, morgens Anschlussflug nach Hamburg und von dort mit Taxen zurück zum Club. Dort kamen wir gegen 10.00 Uhr müde von der langen Reise an. Ab ins Bett.
Was kann man als Fazit dieser Reise ziehen?
Es war eine in jeglicher Hinsicht spannende und im wahrsten Sinne des Wortes eindrucksvolle Reise. Wie sagte Justus so schön: Dieses Reisepaket, das Avan, Anne, Holger und Alex uns geschnürt haben, gibt es bei keinem Reiseveranstalter und wäre im Übrigen auch eigentlich unbezahlbar. Wir haben hautnah ein Land voller Gegensätze erlebt, mit einer Riesenkluft zwischen arm und reich. Wir haben die Lautstärke und Hektik der Großstädte Mumbai und Pune erfahren und uns gewundert, wie Verkehr trotz Aufhebung aller Verkehrsregeln doch irgendwie – wenn auch mitunter sehr zäh – funktionieren kann. Wir haben tolle Erlebnisse bei den beiden NGOs auf dem Land gehabt und sehr beeindruckende und engagierte Menschen dort kennengelernt. Wir haben die Liebenswürdigkeit der Inderinnen und Inder erfahren; einige werden das in nahezu jeder Situation anwendbare und vielfältig deutbare indientypische Kopfschütteln in ihr erweitertes Reaktionsrepertoire aufnehmen (Björn hatte da schon große Trainingserfolge erzielt). Dank Avan und ihrer Familie haben wir einen Einblick in die spannende Welt und Religion der Parsis in Indien bekommen.
Wir haben – was ich von uns allen wirklich eine tolle Leistung finde – vor allem eine funktionierende Gruppe gehabt, was bei einer Fahrt einer sehr heterogenen Gruppe von 2 Wochen, verbunden mit vielen Anstrengungen wirklich nicht selbstverständlich ist.
Und schließlich hatten wir als I-Tüpfelchen zwei sehr unterschiedliche Hockeyspiele, sind jeweils ungeschlagen vom Platz gegangen und hatten das Gefühl, einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet zu haben. Was will man mehr?
Nochmal ganz großen Dank an alle Organisatoren, vor allem auch an Avan und ihre Familie!
Nächste Reiseziele
Im Gespräch waren Israel, Island oder vielleicht Südafrika. Mir soll es recht sein: Hauptsache etwas weniger heiß, es gibt Balljungen am Spielfeldrand und genauso schmackhaftes Möwenfutter für mich wie in Indien!